Management & Strategien | 14.04.2020

„Zusammenrücken ist eine Chance“

Fotostrecke Marcus Smola BWH Hotel Group Central Europe Marcus Smola ist Geschäftsführer der BWH Hotel Group Central Europe / Foto: BWH Hotel Group

Marcus Smola, Geschäftsführer der BWH Hotel Group Central Europe, spricht im Interview über die derzeitige Situation in den Hotels und erklärt, welch große Rolle der Zusammenhalt in der Gruppe spielt. Von Maren Peters 

Marcus Smola verantwortet als Geschäftsführer rund 300 Hotels von Best Western Hotels & Resorts sowie der WorldHotels Collection in den zehn Ländern Deutschland, Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Slowakei, Slowenien, Schweiz, Tschechien und Ungarn.

Herr Smola, die Coronakrise trifft die Hotellerie hart. Seitdem touristisches Reisen untersagt ist, Tagungen und Events nicht mehr stattfinden, fehlt Hoteliers die Grundlage zu arbeiten – und Geld zu verdienen. Können Sie beziffern, wie viele Ihrer Häuser in Deutschland derzeit komplett geschlossen sind? Wie viele haben noch geöffnet und bieten einzelne Leistungen (z.B. Homeoffice im Hotel) an?

Marcus Smola: Rund vier Wochen nach Start der Corona-Krise wird immer deutlicher, dass die Hotellerie mit einer nie zuvor dagewesenen Krise konfrontiert ist. Unsere Branche wurde ein Großteil ihrer Geschäftsgrundlage entzogen und viele Hotels müssen um ihre Existenzen kämpfen. Derzeit sind zirka 150 unserer Hotels gezwungen, ihr Haus vorrübergehend zu schließen, das sind etwa 60 Prozent. Fast alle Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet.

Hotels, die in der aktuellen Krise überhaupt die Stellung halten, gebührt mein voller Respekt. Denn auch wenn derzeit private Übernachtungen untersagt sind, helfen Hotels, die noch geöffnet haben, mit Übernachtungsangeboten jenen Menschen, die jetzt unterwegs sein müssen. Auch das Angebot von derzeit mehr als 30 unserer Hotels, Hotelzimmer als Homeoffices zur Verfügung zu stellen, gehört zu den positiven Beispielen, wie Hotels kleine Umsätze generieren und in der Krise unterstützen können.

Mit welchen Maßnahmen können Sie aus der Zentrale die Mitgliedshäuser derzeit unterstützen? Wenden sich Hoteliers auch mit konkreten Anliegen und Bitten gezielt an Sie?

In einer Kooperation individueller Hotels erlangt „Kooperation“ in einer solchen Krise einen noch höheren Stellenwert. Wir helfen uns gegenseitig und sind gemeinsam stärker. Wir unterstützen unsere Hotelpartner mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, wir beraten in vielen operativen Dingen, helfen mit Kommunikationsmaßnahmen und bei Vertriebsthemen, teilen wichtige Informationen miteinander. Wir konzentrieren uns momentan nur auf relevante Initiativen, alle derzeit verzichtbaren Marketingmaßnahmen wurden verschoben. Wir helfen Hotels durch Kürzungen der Beiträge und suchen ebenso nach allen möglichen Einsparungen, so beispielsweise Kurzarbeit in der Zentrale. Zudem unterstützt die globale Organisation mit diversen Maßnahmen, um Umsatzeinbrüche unserer Hotels abzumildern. Parallel tauschen sich unsere Hoteliers untereinander aus, teilen ihr Wissen und ihre Erfahrungen und geben sich gegenseitig Ratschläge bei erforderlichen Maßnahmen im Umgang mit der Krise. Das Zusammenrücken ist ein guter Weg und eine Chance, so eine Krise zu überstehen.

Können Sie als Zentrale und im starken Verbund auch „Sprachrohr“ sein und Forderungen an die Politik, an Buchungsplattformen, etc. formulieren?

Unbedingt! Wir unterstützen und bekräftigen als Gruppe mittelständischer Hoteliers die Forderungen unserer Branchenverbände in vollem Umfang. Es sind bereits erste wichtige Schritte seitens der Politik geschehen und wir begrüßen auch die nun geschehenen Nachbesserungen der Regierung. Allerdings gilt es, dass Hilfen jetzt auch schnell und unbürokratisch in den Hotels ankommen. Es braucht neben der Haftungsfreistellung bei Liquiditätshilfen, Steuerstundungen und Steuerentlastungen ein staatliches Nothilfeprogramm für unsere Branche.

Wie bewerten Sie die am 3. April angekündigten KfW-Schnellkredite, die sich an Mittelständler richten? Können diese den Hoteliers in der Krise helfen, reichen sie aus?

Es ist gut, dass die Bundesregierung jetzt bei Darlehen von bis zu 800.000 Euro eine hundertprozentige Haftungsfreistellung ermöglicht. Auch die noch ausstehende Ausdehnung der Kredit-Laufzeiten von fünf auf mindestens zehn Jahre ist wichtig. Allerdings: Bisher sind diese Lösungen Kredite, die bei künftiger schwieriger Geschäftslage zurückgezahlt werden müssen. Dies wird nur schwer oder gar nicht gelingen. Insofern braucht es weitere Hilfen, wie zum Beispiel die Auflage eines staatlichen Rettungsfonds für das Gastgewerbe oder entsprechende Steuervergünstigungen.

Zum Thema Homeoffice im Hotel: Werden diese Angebote gut genutzt? Sind sie auch für Hotels in ländlicheren Gebieten denkbar oder eher in Metropolen?

Mehr als 30 Hotels unserer Gruppe bieten derzeit die Möglichkeit an, dass Hotelzimmer tagsüber als Homeoffices genutzt werden können. Umsatztechnisch kann dies natürlich maximal ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Die Nachfrage ist derzeit noch auf einem niedrigen Niveau, allerdings je länger die Krise dauert, desto größer wird die Anzahl der Unternehmen sein, die ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken beziehungsweise deren aktuelle Lösungen zuhause nicht mehr ausreichen. Denn je länger es dauert, desto schwieriger wird es für viele, ein effektives Homeoffice in den eigenen vier Wänden zu realisieren, wo ein ruhiges Arbeiten in ruhiger Atmosphäre und mit voller technischer Ausstattung mit High-Speed-Internet nicht immer gewährleistet ist – das gilt sowohl für Metropolen als auch für den ländlichen Raum. Hier sind Hotelzimmer eine ideale Alternative.

Wir beobachten, dass viele Unternehmer unheimlich flexibel, kreativ und solidarisch auf diese Krise reagieren und ihre Ressourcen auch nutzen, um zu helfen. Können Sie uns von solchen Aktionen der Best Western Mitglieder berichten?

Kreativität und Solidarität beobachten auch wir in unserer Gruppe in vielen Formen. So geben zahlreiche Best Western Hotels wie auch WorldHotels, die ihre Gastronomie oder das gesamte Haus schließen müssen, beispielsweise Lebensmittelspenden an lokale Einrichtungen oder Tafeln weiter. Hotels, die weiterhin geöffnet haben, stellen zum Teil kostenfrei Zimmer für Hilfskräfte oder Räumlichkeiten für Blutspenden zur Verfügung. Ich denke, generell gebührt allen Hotels Respekt, wenn sie derzeit die Stellung halten und ihr Haus in diesen Zeiten geöffnet haben – für Menschen, die Übernachtungsangebote brauchen, wie Außendienstmitarbeiter, Hilfskräfte, Pflegepersonal, Ärzte in Bereitschaft, LKW-Fahrer, Polizei oder Feuerwehr – Menschen, die das ganze Land in diesen Zeiten so großartig unterstützen.

Gemeinsam ist man bekanntlich stärker – gibt es in dieser Zeit auch Anfragen von inhabergeführten Häusern, die sich nun einer der Marken/Soft Brands anschließen möchten?

Tatsächlich zeigt sich in der aktuellen Lage, welche Vorteile es hat, in einem Verbund die Krise zusammen zu meistern. Wir stehen in dieser Krise eng zusammen und helfen uns gegenseitig. Gerade Hotels, die derzeit als Einzelkämpfer unterwegs sind, haben es schwerer. Insofern gibt es auch einige Hoteliers, die jetzt über einen Anschluss an die Gruppe nachdenken.

Auf Facebook haben Sie ein Gewinnspiel gestartet, bei dem die Corona-Helden (Ärzte, Pflegepersonal, Lkw-Fahrer, Verkäufer, etc.) Übernachtungen nach der Krise gewinnen können. Wie kam es zu der Idee und wie wurde sie angenommen? Können Sie schon verraten, wer gewonnen hat?

Wir wollten mit dem Gewinnspiel ein Dankeschön an die zahlreichen Corona-Helden sagen, die derzeit so tatkräftig ihren wichtigen Beitrag in der Krise leisten. Verlost wurden Kurzurlaube für die Erholung nach der Krise. Mittlerweile stehen die Gewinnerinnen fest: eine Mitarbeiterin in der Kindergarten-Notbetreuung, eine Supermarkt-Verkäuferin sowie eine Krankenhausmitarbeiterin in der Onkologie.

www.bwhhotelgroup.de


Beiträge, die Sie auch interessieren könnten

Anmelden


Sie haben noch keinen Zugang? Jetzt kostenlos registrieren!

Passwort vergessen?

Kostenlose Registrierung


Sie haben bereits einen Zugang? Zum Login!

Passwort vergessen


Diese Website verwendet Cookies. Indem Sie die Website und ihre Angebote nutzen und weiter navigieren, akzeptieren Sie diese Cookies. Dies können Sie in Ihren Browsereinstellungen ändern. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.